Sarah Forbes Bonetta
Sarah Forbes Bonetta: Vom afrikanischen Königshaus zur britischen Aristokratie
Sarah Forbes Bonetta war eine außergewöhnliche Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts, deren Leben eine Brücke zwischen afrikanischer und britischer Geschichte schlägt. Ihre Geschichte begann in Westafrika, führte sie nach England und endete schließlich tragisch in Funchal, Madeira. Dieser Artikel beleuchtet Sarahs außergewöhnlichen Lebensweg, von ihrer Geburt in eine königliche Familie bis zu ihrem frühen Tod auf Madeira.
Herkunft und frühe Kindheit
Sarah Forbes Bonetta, ursprünglich Omoba Aina genannt, wurde 1843 in Westafrika als Prinzessin des Egbado-Volks (heute Yewa) geboren, einer Gruppe der Yoruba im heutigen Nigeria. Ihre Kindheit war von Tragik geprägt: Im Alter von etwa fünf Jahren wurde sie bei einem Angriff der Armee des Dahomey-Königs Ghezo gefangen genommen, bei dem ihre Eltern getötet wurden.
Der junge Kapitän Frederick Forbes von der britischen Royal Navy traf während einer diplomatischen Mission im Königreich Dahomey auf Sarah. Beeindruckt von ihrer Intelligenz und königlichen Herkunft, überredete er König Ghezo, sie nicht zu opfern, sondern sie stattdessen Königin Victoria als „Geschenk“ zu übergeben. Sie erhielt den Namen „Sarah Forbes Bonetta“, benannt nach Forbes selbst und dem Schiff „HMS Bonetta“, auf dem sie nach England gebracht wurde.
Leben in England
In England wurde Sarah zu einem Schützling von Königin Victoria, die von ihrer natürlichen Anmut und Intelligenz fasziniert war. Die Königin übernahm die Schirmherrschaft und sorgte für ihre Ausbildung, während Sarah regelmäßig im königlichen Haushalt zu Besuch war. Sie wuchs in der britischen High Society auf und wurde zu einer bemerkenswerten Figur des viktorianischen Englands. Sie beeindruckte ihre Umgebung mit ihren akademischen Fähigkeiten und ihrem musikalischen Talent und wurde von vielen geschätzt.
Ehe und Rückkehr nach Westafrika
Mit 18 Jahren erhielt Sarah einen Heiratsantrag von James Pinson Labulo Davies, einem wohlhabenden Yoruba-Geschäftsmann, der in Großbritannien lebte. Nach anfänglichem Zögern, gefolgt von einer Zeit in Brighton, stimmte sie schließlich zu. Die Hochzeit fand im Jahr 1862 in der St. Nicholas Church in Brighton statt und war ein gesellschaftliches Ereignis, das für Aufsehen sorgte. Das Paar zog anschließend nach Lagos, wo James Davies ein angesehener Geschäftsmann und Mitglied des Legislativrats wurde.
Sarahs Gesundheit blieb jedoch ein Problem, da sie seit ihrer Kindheit unter einer chronischen Atemwegserkrankung litt, die durch das Klimawechsel zwischen Afrika und Großbritannien verstärkt wurde. Dennoch bekam das Paar drei Kinder, darunter eine Tochter, Victoria, die von Königin Victoria als Patin anerkannt wurde.
Rückkehr nach England und erneuter Gesundheitsrückschlag
Obwohl sie in Westafrika lebte, blieb Sarah weiterhin in Verbindung mit der britischen Königsfamilie. Im Jahr 1867 besuchte sie England erneut und stellte ihre Tochter Königin Victoria vor. Während der folgenden Jahre verschlechterte sich jedoch Sarahs Gesundheit zusehends. Es stellte sich heraus, dass sie an Tuberkulose litt, eine Krankheit, die zu dieser Zeit unheilbar war und ihre Atemwegssymptome verstärkte.
Aufenthalt auf Madeira und Tod
In einem letzten Versuch, ihre Gesundheit zu verbessern, reiste Sarah nach Madeira, einer Insel im Atlantik, die für ihr mildes Klima und ihre heilende Luft bekannt war. Madeira war ein beliebtes Ziel für Menschen mit Atemwegserkrankungen, und die Hoffnung bestand darin, dass das warme Klima ihre Symptome lindern könnte. Doch trotz der Bemühungen verschlechterte sich ihr Zustand weiter. Sarah Forbes Bonetta starb am 15. August 1880 in Funchal, Madeira, im Alter von nur 37 Jahren. Sie wurde auf dem britischen Friedhof in Funchal beigesetzt, in der Nähe der anglikanischen Kirche Holy Trinity.
Nachwirkungen und Vermächtnis
Sarahs Tod hinterließ eine trauernde Familie und eine betrübte Königin Victoria, die Sarahs Tochter Victoria weiterhin unterstützte. Ihre Geschichte bleibt ein eindrucksvolles Zeugnis für die ungewöhnlichen Verbindungen, die im 19. Jahrhundert zwischen Afrika und Europa geknüpft wurden.
Die Tatsache, dass Sarah sowohl eine afrikanische Prinzessin als auch ein Teil der britischen Aristokratie war, macht sie zu einer einzigartigen historischen Figur. Ihre Lebensgeschichte erinnert daran, wie Resilienz und kulturelle Integration persönliche und politische Grenzen überwinden können. Ihr Vermächtnis lebt weiter, nicht nur in der Erinnerung an ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte, sondern auch durch die Geschichte ihrer Nachkommen.